In einer Bildungslandschaft, die zunehmend von Künstlicher Intelligenz (KI) geprägt ist bzw. sein wird, stehen private Hochschulen vor einzigartigen Herausforderungen und Chancen. Je nach derzeitigem und angestrebtem KI-Reifegrad benötigt die Bewältigung mehr oder weniger Kraft. Und das KRAFT-X-Modell bietet ggf. einen strategischen Ansatz, um diese Herausforderungen anzugehen und die Potenziale der KI zu erkennen und dann zu nutzen. Die Buchstaben stehen für Kompetenz, Ressourcen, Agilität, Forschungsanbindung und Technologiepartnerschaft. Das „X“ steht für die Einzigartigkeit, die jede Hochschule in Ihrem Profil in Zeiten von KI finden muss.
- Kompetenzorientierung – Der Schlüssel zur Zukunftsfitness
Die Kompetenzorientierung zielt darauf ab, Studierende mit den Fähigkeiten und Kenntnissen auszustatten, die in einer von KI geprägten Arbeitswelt gefragt sind. Private Hochschulen sollten im Blick haben, Lehrinhalte kontinuierlich an die dynamischen Anforderungen des Arbeitsmarktes und der Industrie anzupassen. Es geht darum, nicht nur technisches Wissen und Handfertigkeit im Umgang mit z.B. generativer KI zu vermitteln, sondern auch kritisches Denken, Problemlösungs-Kompetenzen und ethische Grundsätze im Umgang mit KI zu fördern. KI sollte nicht nur als einzelnes Modul thematisiert sondern in alle geeigneten Fächer integriert werden. Siehe dazu: KI-Exzellenz. - Ressourceneffizienz – Mehr erreichen mit weniger
Ressourceneffizienz ist, auch vor dem Hintergrund von Fachkräftemangel, entscheidend für private Hochschulen, um qualitativ hochwertige Bildungsangebote zu wettbewerbsfähigen Preisen anzubieten. Dies bedeutet, KI-Technologien geschickt einzusetzen, um Lehr- und Verwaltungsprozesse zu optimieren, ohne dabei Qualitätseinbußen in Kauf zu nehmen. Die hochschulische Wertschöpfungskette mit z.B. Bewerbermanagement, Marketing und PR, Lehre oder Verwaltung sind auf KI-Potential hin zu durchleuchten. Die Integration von KI in z.B. das Lernmanagement-System oder das Campus-Management-System wird als notwendig erachtet.
Siehe dazu: SMARTA bzw. SMART-C. - Agilität – Schnell und flexibel auf Veränderungen reagieren
Agilität ist bei der derzeit schnelllebigen (exponentiellen) Natur der KI bedeutsam. Private Hochschulen müssen in der Lage sein, relevante Entwicklungen früh zu erkennen und (trotz der Akkreditierungsstrukturen in Deutschland) schnell auf relevante Neu- Entwicklungen zu reagieren, z.B. durch die Anpassung bestehender Curricula, neue Wahlfächer, neue KI-gestützte Vermittlungsmethoden, neue Prüfungsarten oder der Einbindung von KI in bestehende Verwaltungs- und Lehr-Prozesse. Dies erfordert eine Kultur der kontinuierlichen Weiterbildung und des Aufzeigens von Vorteilen der KI-Nutzung, vor allem beim Verwaltungs- oder Lehrpersonal. Die Schaffung einer Stelle eines KI-Beauftragten/KI-Managers im Sinne einer KI-Stabsstelle, also einem Mitarbeitenden mit direktem Kontakt zur strategischen Hochschul-Leitung, sollte im Sinne einer steuerbaren Agilität (statt negativem Zick-Zack-Kurs) angedacht werden. - Forschungsanbindung – Theorie und Praxis verbinden
Die Forschungsanbindung spielt eine Rolle, um die Relevanz und Aktualität der Lehrinhalte zu gewährleisten. Private Hochschulen sollten bestrebt sein, Verbindungen zur KI-Forschung zu knüpfen und Kooperationen mit Forschungseinrichtungen und Industriepartnern zu pflegen, z.B. auch durch Teilnahme an nationalen BMBF oder internationalen Erasmus/EU-Projekten zum Thema KI. - Technologiepartnerschaften – Gemeinsam stärker
Durch den Aufbau von Technologiepartnerschaften mit EdTech-Unternehmen oder StartUps können private Hochschulen frühzeitig Zugang zu den neuesten KI-Werkzeugen erhalten. Solche (temporären) Partnerschaften ermöglichen es, Studierenden praxisnahe Lernerfahrungen zu bieten und Forschungsprojekte mit realen Anwendungsfällen durchzuführen. Zudem stärken sie die Position der Hochschule im Wettbewerb und fördern Innovationen. - X – Individueller komparativer Vorteil
Jede Hochschule identifiziert und entwickelt ihren einzigartigen Vorteil im Kontext von KI. Der Faktor X könnte eine spezielle Fachkompetenz, eine innovative Lehrmethode, einzigartige Forschungsprojekte, eine starke Verbindung zur Industrie oder eine andere Innovation sein, die einen Wettbewerbsvorteil bietet. Der „X“-Faktor wird durch die individuellen Stärken, Ressourcen und das spezifische Profil der Hochschule bestimmt. Er dient dazu, die Hochschule von anderen abzuheben und ihre Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit zu steigern.
Das „KRAFT X“-Modell soll, zusammen mit der Reifegrad-Matrix, privaten Hochschulen einen Denkansatz zur strategischen Positionierung und Ausrichtung geben.